3. SONNTAG DER OSTERZEIT

14.04.2013

Evangelium nach Johannes (21,1-14)

Gedanken zum Evangelium:

Wie es so üblich ist, werden wir in der Zeit nach Ostern in unseren Gottesdiensten wieder mit einer Erzählung über eine Begegnung mit dem auferstandenen Jesus konfrontiert. Und wer da ganz genau zuhört, entdeckt auch in dieser Erzählung unlogische Dinge, die darauf hinweisen, dass wir es nicht mit einer genauen Beschreibung eines Geschehens zu tun haben, sondern mit symbolischen Andeutungen, die uns sagen wollen, dass es hier eigentlich um uns, um unsere Beziehung zu Jesus geht.

Jetzt sind die Jünger nicht mehr in Jerusalem, hinter verschlossenen Türen, wie in der Erzählung vom letzten Sonntag. Sie sind wieder im Norden des Landes, in Galiläa, beim See Genesareth. Sie sind in ihr altes Leben zurückgekehrt. Sie sind wieder Fischer. Der Alltag hat sie wieder. Sie sind zwar zu einem Freundeskreis geworden, aber von einem Auferstehungsglauben ist nicht viel zu merken. Die ganze Nacht fangen sie nichts. Müde und enttäuscht kehren sie ans Ufer zurück, wo Jesus auf sie wartet. Aber sie merken nicht, dass es Jesus ist.

Das ist eine Situation, eine Erfahrung aus dem christlichen Leben, die uns bekannt vorkommt. In unserem Alltagsleben in der Pfarre, in der Familie, sind wir so beschäftigt, dass wir Jesus aus den Augen verlieren. Oft beklagen wir, dass nichts geht. Wir sind entmutigt und müde. Jesus ist nur am Rande dabei. Er steht am Ufer, und wir erkennen ihn nicht, vergessen, dass er da ist.

Jesus spricht seine Fischer-Freunde an. Er will ihnen helfen, das Gefühl der Vergeblichkeit zu überwinden, indem er ihnen einen Tipp gibt: Sie sollen ihre Netze auf der anderen Seite des Bootes auswerfen. Das ist doch lächerlich! Jetzt am frühen Morgen zu fischen, ist gegen jede Erfahrung. Sie sind ja Fachleute! Darüber hinaus: Als schlichtweg dumm muss der Hinweis verstanden werden, dass das Netz auf der anderen Seite ausgeworfen werden soll – als ob das beim Fischen – gerade mit den kleinen Booten – einen Unterschied macht. Aber sie tun das Widersinnige, nur weil Jesus es sagt. Und die Nezte werden voll.

Als Christen müssen wir uns von Jesus oft neu, zu einer anderen Seite orientieren lassen, unsere Perspektive wechseln: Die alt-vertrauten Gewohnheiten aufgeben, Neues Versuchen und nicht resignieren, nicht klagen über die Vergeblichkeit unserer Arbeit für das Reich Gottes. Unser Vertrauen zu ihm kann Wunder wirken. Unsere Netze können wieder voll werden. Wir kämpfen gegen Enttäuschung und Resignation, weil wir immer weniger werden, weil der christliche Glaube in unserer Gesellschaft immer weniger Wirkung ausübt. Müssen wir nicht neue Wege suchen, anders vorgehen? Sollen wir uns dabei nicht von ihm inspirieren lassen, indem wir immer wieder auf das hören, was er vom Reich Gottes sagt?

Dann folgt die Begegnung der Jünger mit Jesus am Feuer. Merkwürdig: Zuerst ist nichts zum Essen da und Jesus hat sie gefragt, ob sie etwas zu essen dabei hätten. Jetzt, da die Jünger vom Fischfang mit ihren vollen Netzen zurück sind, braucht er ihr Essen nicht. Es liegen Fische und Brot auf dem Feuer. Jesus lädt zu seinem Essen ein. Es ist anders als ein gewöhnliches Sättigungsmahl. Es geht um das Mahl, das uns mit ihm und untereinander verbindet, ein Mahl, das einen anderen Hunger stillt. Hier ist Jesus nicht mehr am Rande da, am Ufer, sondern als der Auferstandene, mitten unter uns.

Das heutige Evangelium, an uns gerichtet, ist ein Aufruf zur Glaubenserneuerung. Wir Christen verkümmern, ja verhungern ohne die regelmäßige, bewusste Begegnung mit Jesus. Wir lassen ihn ja oft unerkannt am Ufer stehen, am Rande unseres Lebens. Aber wenn wir uns von ihm etwas sagen lassen - besonders wenn wir mit unserer Weisheit und Hoffnung am Ende sind - dann werden wir erleben, wie unser Leben anders wird, wie die Trauer, die Resignation abnimmt und neue Hoffnung, neuer Mut und neue Kraft zurückkehren.

Die Geschichte vom Fischfang und vom Kohlenfeuer ist auch unsere eigene Geschichte.

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